Nach ein paar Monaten und den ersten vollzogenen Entwicklungsschritten stellt sich die Frage nach geeigneter Beikost.
Wir haben uns ab dem 5. Monat mit dem Thema auseinandergesetzt, viel recherchiert und andere Eltern gefragt. Mit der Zugabe von Beikost kann man das eigene Kind unterstützen und sich selbst auch Freiräume schaffen. Neben der Beikost ist das Stillen oder Flasche geben obligatorisch.
Die Frage nach dem Zeitpunkt zum Start mit der Beikost ist schwer zu beantworten. Man kann es vom Alter oder bspw. von der Fähigkeit selbst zu sitzen abhängig machen.
Wir haben entschieden unser Baby in vielen Dingen selbst bestimmen zu lassen und haben auch bei der Beikost auf deutliche Signale unserer Kleinen gewartet. Beim Abendessen zeigte sich deutlicher Speichelfluss, sie hat nach unserem Essen gegriffen, sich mit Lauten gemeldet und teilweise mitgekaut. Wir haben daraufhin zum Ende des 6. Lebensmonats mit der Beikost angefangen.
Zur Beikost selbst gibt es viele Informationen und Meinungen. Wir konnten uns mit dem System: baby-led weaning gut anfreunden.
Baby-led weaning ist eine durch das Baby gesteuerte Beikosteinführung, bei der auf das Füttern (von Brei) verzichtet wird. Das Baby bekommt (meist) breifreie Nahrung angeboten und darf selbstbestimmt am Familientisch mitessen.
Baby-led weaning ist also ein alternativer Beikostweg zur klassischen Breikost nach Plan bei dem das Baby mit Brei gefüttert wird.
Baby-led weaning ist zwar aktuell im Trend, aber es ist kein neuer Trend sondern wurde schon vor Jahrhunderten instinktiv gemacht. (vgl. breifreibaby.de)
Hierbei handelt es sich nicht etwa um einen neumodischen „Großstadt“-hype, sondern um eine seit Jahrzehnten bewährte Methode. Und auch davor wurde diese Art der Beikost bereits instinktiv durchgeführt, da schlichtweg die Techniken und Möglichkeiten zur Herstellung von Brei und Konserven nicht ausreichend bzw. gar nicht vorhanden waren.
Für diese Methode findet man im Web oder entsprechenden Ratgebern viele gute Argumente (und auch einige dagegen). Uns hat die Seite breifreibaby.de und das Grundlagenbuch Baby-Leg Weaning (Kösel) sehr geholfen unseren Weg mit der Beikost zu finden.
Voraussetzungen für die selbstständige Nahrungsaufnahme
Damit das Baby also selbst isst, muss es bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Nach Gill Rapley ist das geeignete Alter für den Beikoststart ohne Brei um den sechsten Monat herum – bei gesunden und zum normalen Geburtstermin geborenen Kindern ohne gesundheitlichen Einschränkungen. Kinder sollten (mit wenig Hilfe) sitzen und das Essen selbst zum Mund führen können. Denn es geht nicht nur einfach darum, dass das Baby feste statt breiige Lebensmittel bekommt. Es soll vielmehr ganz selbstbestimmt das Essen vom Teller nehmen dürfen (sich dabei aussuchend, was genau es vom Teller nehmen möchte) und es selbst zum Mund führen und ganz nach Bedarf dieses Lebensmittel mit dem Mund erkunden und langsam verspeisen. Das langsame Erkunden ist dabei ganz besonders wichtig, denn Babys wissen ja noch nicht, dass Nahrung satt macht. Erst aus Freude am Erkunden nehmen sie die Lebensmittel in den Mund und lernen dann nach und nach, dass diese auch satt machen. (vgl. geborgen-wachsen.de)
Grundsätzlich muss das Baby die Methode mitmachen und das Angebot annehmen. Wir haben Eltern kennengelernt, bei denen das erste Kind nur Brei nahm und das zweite den Brei partout nicht wollte und sofort feste Nahrung bekam.
Von den vielen Argumenten für das baby-led weaning haben mich überzeugt, dass es sehr leicht zu handhaben ist und das Baby selbstbestimmt nach dem Vorbild der Eltern isst.
Industriell verarbeiteter Brei in Gläsern war für uns nie wirklich eine Option. Vor dem Aufwand der eigenen und abwechslungsreichen Breiherstellung hingegen, hatte ich stets großen Respekt.
Wir geben unserer Kleinen bislang ausschließlich vegetarische Beikost entweder in roh oder gedünstet. Dafür haben wir einen gebrauchten Dampfgarer von Philips (werden teilweise bei Kleinanzeigen verschenkt oder sehr günstig abgegeben) und für unsere Reisen einen Dampfeinsatz gekauft. Super einfach, schnell und praktisch.
Wir achten darauf, dass wir gemeinsam essen und unser Baby das Gleiche auf dem Teller hat wie wir. Wir legen Verschiedenes auf den Teller, damit sie wählen kann. Nach kurzer Zeit kann sie die Dinge voneinander unterscheiden, legt auch hin und wieder etwas zurück und entscheidet sich für ihr Lieblingsessen (derzeit rote Wassermelone und Broccoli).
Weiches Ost und Gemüse wird am Gaumen zerdrückt und kleinere Stückchen anschließend runtergeschluckt. Harte Speisen werden nur abgelutscht bzw. intensiv abgetastet. So lernt das Baby die unterschiedlichen Gerüche, Geschmäcker, Konsistenzen, Farben und Formen seines Essens kennen. Die gedünsteten Speisen schmecken wesentlich intensiver (sehr deutlich kann man das mit Möhren erleben) als gekochte (und dann pürierte) Zutaten. Auf Zusatzstoffe (wie bspw. bei der industriellen Verarbeitung), insbesondere Zucker und Salz verzichten wir gänzlich.
Nachteile:
Da die Babys den Umgang mit fester Nahrung nicht gewohnt sind, werden die ersten „abgetrennten“ kleinen Stücke nicht runtergeschluckt, sondern mit viel Spucke und ausgeprägtem Würgreflex ausgespuckt. Spätestens an diesem Punkt fragt man sich, ob man sich für den richtigen Weg entschieden hat.
Nach einigen Wochen hatte unsere Kleine viel Freude am Umgang und Essen fester Nahrung. Sie wählt und nimmt sich vom gereichten Teller, isst selbstständig und nur wenn sie mag.
Da die Beschäftigung mit dem Lebensmittel ebenso zum Essen gehört und einen großen Vorteil von baby-led weaning darstellt, erinnert die Nahrungsaufnahme optisch häufig an eine Essensschlacht. Als Trost bleibt festzuhalten, dass auch das Füttern von Brei nicht vollkommen fleckenfrei vonstattengeht.
Sorge um die notwendige Versorgung muss man nicht haben, wenn das Baby zusätzlich voll gestillt oder mit Milch aus der Flasche versorgt wird.
Mit baby-led weaning entfällt das Messen der aufgenommenen Menge Nahrung. Beim Baby entsteht keine rein passive Haltung im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme. Die Eltern essen gleichzeitig, ohne dass einer permanent das Baby füttern muss.
Eine interessante Methode, die es auszuprobieren lohnt!